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Friedrich II. von Hohenstaufen

- Friedrich und Deutschland: 

Die Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands -


( xeloc@gmx.de )

 

 

Vorwort

Einleitung in die Belegarbeit

 

 

TEIL A:

FRIEDRICH II. VON HOHENSTAUFEN:

 

 

            I.  Kurzbiographie von Friedrich II.

 

1.  Jugend und erste Regierungsjahre Friedrichs II.

2.  Friedrich in Deutschland und seine Kaiserkrönung

3.  Festigung der Herrschaft im Süden

4.  Kreuzzug

5.  Ausbau des sizilianisches Staates und Kampf um  

     Italien

6.  Endkampf mit dem Papsttum und Tod Friedrichs

               

 

TEIL B:

FRIEDRICH II. UND DEUTSCHLAND:

SCHWÄCHUNG DER STAATLICHEN LEISTUNGSFÄHIGKEIT DEUTSCHLANDS

 

 

            I. Kindheit und Jugend Friedrichs – Die  Entsehung einer unzertrennlichen Liebe zu Sizilien, fernab von deutschen Einflüssen

 

1.  Die Katastrophe von 1197: Tod Heinrichs VI. und der Zusammenbruch der Sizilienherrschaft .

2.  Konsequenzen für Friedrichs Zukunft

3.  Von Deutschen gedemütigt – von Sizilianern ernährt .

 

 

             II. Die Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit, während des ersten Aufenthalts im Land seiner Vorfahren

 

1.  Die Gefahr durch Kaiser Otto IV. und die Folgen für

     Friedrich

2.  Friedrichs Ankunft  in Deutschland

3.  Beginn der Deutschland schädlichen Politik zugunsten der Umsetzung seiner Ziele

4.  Festigung der Stellung Friedrichs

5.  Die Erfüllung des Planes Friedrichs: Heinrichs Wahl zum deutschen König - Doch zu welchem Preis?

 

 

           III. Friedrichs Rückkehr nach Deutschland – Der Vater/Sohn Konflikt

 

1. Friedrichs Sohn Heinrich VII. – Nur ein politisches

     Machtinstrument?

2.  Vernichtung der Hoffnung einer positiven Wende in

     Deutschlands zukünftiger Entwicklung

 

 

             IV.  Resümee

 

 

TEIL C:

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS

   

                I.   Quellenverzeichnis

                II.  Anmerkungen

                III. Bildquellen- und Kartenverzeichnis

 

 

Vorwort

 

 

Grundlage dieser Belegarbeit ist die Darstellung des Verhältnisses Friedrichs zu Deutschland und den damit verbundenen Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands.

Schon die Zeitgenossen nannten den Hohenstaufen-Kaiser Friedrich II. „stupor mundi et immutator mirabilis“ – das Staunen der Welt und ihres wunderbaren Wandlers. Beide Bezeichnungen treffen auf Friedrich in vollstem Maße zu, doch gerade den Titel des „wunderbaren Wandlers“  zog ich für diese Arbeit in eine genauere Betrachtung. Unbestritten war er der Schöpfer der modernen Staatsbürokratie, einer Idee, die maßgeblich den weiteren Verlauf der Geschichte beeinflusste, allerdings betrachte ich nicht diese bekannten und honorierten “Wandlungen“ in Sizilien sondern die, die Deutschland unter seiner Politik erfuhr.

Themen, die mit der Nennung des Namens von Friedrich II. sofort verbunden werden, wie der Konflikt mit dem Papsttum oder der Schaffung eines durchorganisierten Besamtenstaates mit einer straffen zentralistischen Struktur, habe ich gerade wegen des hohen Bekanntheitsgrads und ihrer eigentlich eindeutiger geschichtlicher Klärung, nicht für diese Belegarbeit ausgewählt.

Gerade dieses Thema, findet in den vielen Literaturen über Friedrich II. eine nur sehr geringe detaillierte Erläuterung, bis hin zur Missachtung dieser Thematik. Auf Grund dessen wird in dieser Belegarbeit eine fundierte und genaue Erörterung der Ursachen sowie Folgen Friedrichs Politik auf Deutschland gegeben.

 

 

Einleitung in die Belegarbeit

 

 

Die Belegarbeit gliedert sich in zwei Hauptthemenbereiche sowie in einen dritten Teil, das Quellen- und Literaturverzeichnis, welches einen sehr großen Umfang beansprucht und infolgedessen als eigenständiger Teilbereich gegliedert wurde.

Der erste Hauptthemenbereich (Teil A) vermittelt, in Form einer Kurzbiographie, einen Überblick des gesamten Lebens Friedrichs II. Dies dient als eigentliche Einleitung in die Thematik und ermöglicht erst ein solides sowie umfassendes Verständnis und Begreifen der gesamten Belegarbeit.

Der zweite Hauptthemenbereich stellt den eigentlichen Kern der Belegarbeit dar. In diesem Teil B wird zunächst eine fundierte Darstellung der Ursachen für Friedrichs Ansichten und Handlungen im Bezug auf Deutschland gegeben. Auf diesem Teil aufbauend wird im zweiten Punkt die Politik Friedrichs und die Folgen für Deutschland während seines ersten Aufenthaltes in Deutschland erläutert. Der dritte Punkt verfolgt diese Gedanken an Hand des zweiten und letzten Aufenthalts Friedrich in Deutschland weiter. Der vierte und letzte Punkt dieses Hauptthemenbereiches stellt nochmals eine allgemeine Zusammenfassung sowie eine objektiven Wertung der Politik Friedrichs dar.

Eine Zeittafel findet sich am Schluss der Arbeit, als zusätzliches Hilfsmittel für ein transparenteren Gesamtverständnis.

I.      Kurzbiographie von Friedrich II.

 

 

Diese Kurzbiographie1 fungiert als Grundlage für das Verständnis der gesamten Belegarbeit, da sich die Thematik dieser Arbeit auf Friedrichs Verhältnis zu Deutschland und den damit verbundenen Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit im Kernland seiner Väter. Auf Grund dieser thematischen Spezialisierung werden im Inhalt zeitliche Sprünge auftreten, wenn Geschehnisse für das Thema der Arbeit nicht weiter relevant sind, doch um ein gutes Gesamtverständnis zu gewährleisten, wird einleitend eine kurze und allgemein gehaltene Biographie von Friedrich II. in diesem ersten Teil der Belegarbeit gegeben.

 

 

1. Jugend und erste Regierungsjahre Friedrichs II.

 

Friedrich II. wurde am 26. Dezember 1194 als einziger Sohn Kaiser Heinrichs VI. und seiner Gemahlin Konstanze, der normannisch-sizilianischen Thronerbin, in Jesi bei Ancona geboren. 

Nachdem König Wilhelm II. von Sizilien gestorben war, ohne einen Erben hinterlassen zu haben, trat Heinrich VI. seine Nachfolge an. Er starb jedoch  im Jahr 1197 ebenfalls. Seine Witwe Konstanze ließ daraufhin, um die Erbfolge ihres Sohnes Friedrich zu wahren, diesen im Jahre 1198, im Alter von sieben Jahren, in der Kathedrale von Palermo zum König von Sizilien krönen. Zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war er schon vor dem Tode seines Vaters gekrönt worden. Kurze Zeit später (28. November 1198) starb auch Friedrichs Mutter Konstanze (1199). Papst Innozenz  hatte sie in ihrem Testament zum Vormund des jungen Friedrich bestimmt.

Durch  Verrat  geriet Friedrich jedoch in die Hände des Markward von Annweiler, der mit seinen Söldnern Sizilien besetzte. Markward gab sich nun nur dem Schein nach als Hüter des Jungen aus, in Wirklichkeit ließ er ihm keinerlei Ausbildung zukommen. Friedrich fehlte es oft an dem Nötigsten. Ob er in dieser Zeit unterrichtet wurde, ist nicht bekannt. Fest steht jedoch, dass er sich in dieser Zeit eine Fülle von Wissen und Erfahrungen aneignete.

Die Vormundschaft und Regentschaft des Papstes endete am 26. Dezember 1208, an Friedrichs vierzehnten Geburtstag. Er war nun mündig und regierungsfähig. Sofort bewies er seine Autorität und entließ, gegen den Widerstand des Papstes, einen Kanzler.

Der Papst hatte jedoch schon vor seiner Mündigkeitserklärung eine Frau für ihn ausgesucht- Konstanze von Aragon. So wollte er verhindern, dass eine den päpstlichen Interessen zuwiderlaufende Politik beginnen würde. Friedrich stimmte der Heirat zu, da er die Mitgift, eine Streitmacht aus 500 spanischen Reitern, benötigte, um in seinem Königreich wieder geordnete Verhältnisse herbeizuführen. Dann erließ er ein Interdikt, demzufolge alle Herren ihre Besitzurkunden von der königlichen Kanzlei  überprüfen lassen mussten. Mit dieser Maßnahme wollte er  königliches Land, welches nach dem Tode seines Vaters in andere Hände gefallen war, zurückerhalten.

Doch im Jahr 1209  wurde der Welfe  Otto IV. in Rom zum Kaiser gewählt. Er erhob schon kurze Zeit später Anspruchsrechte auf Apulien und Sizilien, so dass der Papst zu einer Gegenpolitik gezwungen war. Er erreichte, dass die deutschen Fürsten  im Jahr 1211 Friedrich zum Kaiser wählten. Im Januar 1212 erhielt der gerade achtzehnjährige Friedrich die offizielle Botschaft dieser Wahl. Sizilianische Interessen sowie auch seine Frau Konstanze waren zwar gegen die Annahme der Kaiserkrone, aber Friedrich nahm sie trotzdem an. Sofort vertraute er seiner Frau die Regentschaft in Sizilien an und ließ auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes, seinen einjährigen Sohn Heinrich, zum König von Sizilien krönen. Im März 1212 reiste er mit 60 Gefolgsleuten nach Deutschland ab.

Bei einem kurzen Aufenthalt in Rom verlangte der Papst Innozenz, dass Friedrich das Königreich Sizilien an seinen Sohn Heinrich abtreten sollte. Die weitere Reise nach Deutschland gestaltete sich sehr gefährlich, da sowohl die Pisaner, als auch die Mailänder ihn nicht nach Deutschland kommen lassen wollten.

 

 

2. Friedrich in Deutschland und seine Kaiserkrönung

 

In Deutschland angekommen, suchte er zuerst die Unterstützung der geistlichen Fürsten und mit deren Hilfe dann auch die der weltlichen Fürsten. Der Erlass der Goldenen Bulle zu Eger (1213) sicherte die Rechte der geistigen Fürsten im Reich.  Er schloss weiterhin einen Vertrag mit dem französischen König, der ihm auch eine größere Geldsumme einbrachte. Seine geschickte Politik aber auch Glück ließen ihn allmählich zu einer legendären Gestalt werden. Acht Jahre blieb Friedrich in Deutschland, wo er im Juli 1215 in Aachen zum römischen König gekrönt wurde. Dies wurde zu einem Höhepunkt im ersten Abschnitt seiner Laufbahn. Nach der Krönung legte Friedrich überraschender Weise ein Kreuzzugsgelübde ab.

Im Jahre 1215 stimmte das Laterankonzil der Wahl Friedrich zum Kaiser zu. Anschließend ließ er seine Frau Konstanze und den Sohn Heinrich nach Deutschland kommen. Die deutschen Fürsten wählten Heinrich (achtjährig) im Jahre 1220 zu ihrem König und kurze Zeit später , am 22.11.1220, wurde Friedrich von Honorius III. in Rom zum Kaiser gekrönt. Anschließend reiste er in sein sizilianischen Erbreich mit kleinem Gefolge zurück. Seine Frau und seine zwei Berater folgten ihm ebenfalls.

 

 

3. Festigung der Herrschaft im Süden

 

Die folgenden Jahre waren eine Phase, in der Friedrich mit energischen Maßnahmen den Ausbaus eines straffen zentralistischen Herrschaftssystem im Regnum in Angriff nahm.

Bereits im Dezember 1220 ein allgemeinen Landfrieden (Assisen von Capua) ausrufen um die Rechtssicherheit in Sizilien zu stabilisieren und die Machtmittel des Staates wieder in die Hand des Herrschers zu bringen. Eine Überprüfung aller Schenkungen und Privilegien ließ die meisten Lehen an die Krone zurückfallen. Neue Lehen wurden nur unter Vorbehalt übergeben. Die Assisen enthalten auch Wirtschafts- und Zollverordnungen, die die leere Staatskasse auffüllen sollte. Bestimmte Güter wurden zum Staatsmonopol. Staatliche Gewinne investierte er wiederum in den Aufbau einer eigenen Handelsflotte, auch in Hinblick des bevorstehenden Kreuzzug. Um genügend Beamte für die Verwaltung seines durchorganisierten Beamtenstaat zu haben, gründete Friedrich 1224 nach dem Vorbild von Bologna die erste Staatsuniversität, die Universität von Neapel. Den Widerstand des Adels gegen seine Maßnahmen konnte Friedrich oft nur mit Waffengewalt überwinden, dies hinderte ihn allerdings sein Kreuzfahrergelübde einzuhalten.

Er setzte sich als Herrscher des Rechtsstaates gegenüber allen Aufsässigen, vor allem gegen die Sarazenen, er löschte sie aber nicht aus, sondern siedelte sie nur auf das Festland um und stellte sie unter seinen persönlichen Schutz. So wurden aus ihnen später seine treusten Anhänger und seine Leibgarde.

Friedrich nahm nach seiner Rückkehr aus Deutschland nicht in Palermo seinen Wohnsitz ein, sondern in Apulien. Das Verwaltungszentrum und die königliche Residenz wurde das Castell von Melfi. Der Hof und die Kanzlei befanden sich im Residenzschloss von Foggia.

 

Auf Wunsch des Papstes heiratet Friedrich 1225 Isabella, die Erbin des Königreiches Jerusalem.

 

 

4. Kreuzzug

 

Im Spätsommer des Jahres 1227 sollte Friedrich zum Kreuzzug aufbrechen, dies sah der Vertrag von San Germano mit Papst Honorius III.  vor. Friedrich traf alle Vorbereitungen, konnte jedoch infolge eines zu starken Pilgererzustroms , wodurch ein Nahrungsmangel verursacht wurde und dem Ausbruch einer fieberhaften Seuche, an der auch Friedrich erkrankte, nicht aufbrechen. So wurde er 1227 mit dem Kirchenbann belegt. Trotz des Bannes unternahm er aber 1228  den Kreuzzug. Es wurde einer der sonderbarsten Kreuzzüge der Geschichte überhaupt, da weder Friedrich noch sein Gegner, Malik al Kamil von Ägypten, die Absicht hatten, Gewalt anzuwenden. Friedrich schloss mit ihm, einen zehnjährige, Waffenstillstand, mit der Zusage, dass Christen der Zugang zu den heiligen Stätten gestattet wurde. Friedrich war nun auch König von Jerusalem, die Krönung wurde ihm jedoch vom Patriarchen von Jerusalem verweigert. So kam es zu dem denkwürdigen Ereignis, dass sich Friedrich die Krone selbst auf das Haupt setzte.

 

In der Abwesenheit Friedrichs, löste Gregor IX. alle Untertanen des Kaisers vom Treueid. Er verbündete sich mit den lombardischen Städten und versuchte ohne Erfolg einen Gegenkönig aufzustellen.

Der Papst entsendete  Johann von Brienne mit einem Heer nach Sizilien. Jedoch konnte Friedrich nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land Sizilien rasch zurückgewinnen. Langwierigen Friedensverhandlungen führten im Sommer 1230 zu den  Abmachungen San Germano und Caprano, die dem Kaiser die Absolution brachten, freilich um den Preis weitreichender Zugeständnisse.

Die Atempause nutzte Friedrich für den weiteren Ausbau seines sizilianischen Staates.

 

 

5. Ausbau des sizilianische Staates und Kampf um Italien

 

Nach seiner Rückkehr widmete er sich der Verfassung eines großen Gesetzeswerkes, der Konstitutionen von Melfi. Die Konstitutionen waren der Ausdruck Friedrichs Herrschaftsverständnisses und regelten die Verwaltung sowie Rechtssprechung oft bis ins private Leben hinein. Des weiterem Beinhaltete das Gesetzeswerk Bestimmungen, welche die Lebensführung der Untertanen betrafen. Die Konstitutionen von Melfi führte zu einer Stärkung der staatlichen Leistungsfähigkeit Siziliens gegenüber dem kraftzersplitternden Lehnswesen. 

Friedrich erließ zudem verschiede Ketzergesetze im Bezug auf aktuelle Ereignisse, wie der Unterdrückung von Rebellionen in seinem Reich.

 

Weiterhin beschäftigte sich Friedrich II. mit mathematischen und physikalischen Problemen sowie den Ursachen von Naturerscheinungen. Er schrieb ein Lehrbuch über die Falkenjagd, welches noch heute als Standardwerk gilt. Auswirkungen hatten die wissenschaftlich gestellten „Sizilianische Fragen“, die Friedrich an mohammedanische Gelehrte wandte, woraufhin Papst Gregor IX. gegen den Kaiser zu rebellieren begann.

 

Im Jahre 1231 gewann das lombardische Problem für Friedrich immer mehr an Bedeutung. Sein Sohn Heinrich verweigerte ihm obendrein den Gehorsam, indem er sich mit lombardischen Städten verbündete. Friedrich zog erneut nach Deutschland. Heinrich unterwarf sich ihm, er wurde aber trotzdem zu lebenslanger Haft verurteilt. Der junge Konrad wurde an seiner Stelle deutscher König. Friedrich schloss seine dritte Ehe mit Isabella von England. Isabella von Jerusalem starb sechzehnjährig bei der Geburt des Kindes Konrad. Die neue Ehe sollte auch die Vorbereitung für eine Unterwerfung der lombardischen Städte ebnen.

1236 führte Friedrich seinen Reichszug gegen die Lombarden. Nach dessen erfolgreicher Beendigung setzte er in Wien seinen Sohn Konrad IV. als neuen König ein. Alle lombardischen Städte, außer Mailand und fünf weitere hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits erobert. Am 27./28. 11. 1237 gelang der Sieg über die lombardische Liga.

Der Papst, der eine Allmacht des Kaisers in Italien und wiederum die Umklammerung des Kirchenstaates fürchtete, stärkte den Lombarden den Rücken und exkommunizierte schließlich Friedrich zum zweiten Mal.

 

 

6. Endkampf mit dem Papsttum und Tod Friedrichs

 

Die deutschen Fürsten weigerten sich ihrerseits den Bann verkünden zu lassen. Daraufhin marschierte Friedrich in den Norden des Kirchenstaates ein, zur Eroberung Roms kam es aber nicht. Verhandlungen zwischen dem Hochmeister des deutschen Ordens Konrad von Thüringen und dem Papst verhinderten im Jahre 1241 einen weiteren Angriff auf Rom.

Als Friedrich im August 1241 dann aber doch noch gegen Rom zieht, stirbt der Papst Gregor unerwartet. So kehrt der Kaiser erst einmal nach Apulien zurück und wartet die Wahl des neuen Papstes ab. Am 25. Juni 1243 wurde Innozenz IV. zum Papst gewählt. Ein Jahr später, im August 1244, wurde Jerusalem vom Turkvolk der Chorasmier erobert. Dies war der Anlass einen letzten Versuch zu unternehmen, um wieder Frieden zwischen dem Kaiser und dem Papst herzustellen. Der Patriarch von Antiochia und der Hochmeister des deutschen Ordens überbringen dem Papst  das kaiserliche Angebot zum Kreuzzug. Infolgedessen wurde am 6. Mai 1246 der Bann gegen Friedrich vom Papst wieder gelöst. Doch auf dem Konzil von Lyon setzt Innozenz Friedrich sowohl als König, als auch als Kaiser ab. Friedrich protestierte gegen diesen Schritt in zahlreichen Manifesten an die Könige und Fürsten Europas.

Im März des Jahres 1246 kommt es schließlich zu einem Mordkomplott gegen Friedrich. Die daran beteiligten Verschwörer wurden von ihm sofort unerbittlich bestraft. In Deutschland wurde nun  ein Gegenkönig gewählt, Heinrich Raspe. Bis 1248 verliert Friedrich nach und nach viele Städte in Oberitalien. Seine schwerste Niederlage musste er allerdings bei der Belagerung Parmas hinnehmen. Er verlor dort nicht nur seine kaiserliche Kasse, sondern auch den Staatsschatz. Bis 1250 konnte er jedoch das Herzogtum Spoleto und die Mark Ancona zurückgewinnen. Im gleichen Jahr schlug Konrad IV. Wilhelm von Holland und zwang die rheinischen Bischöfe zum Frieden. Ludwig IX. forderte jetzt Innozenz auf mit Friedrich Frieden zu schließen, da er hoffte, dass er mit Hilfe des Kaisers seinen Kreuzzug zu einem guten Ende bringen könnte. Dieses Momentum bestimmte fortan die Pläne Friedrichs nach Lyon  und Deutschland zu ziehen.

Das vorhaben konnte er jedoch nicht mehr in die Tat umsetzen, da er am 13. Dezember 1250 an einer Darmentzündung in Castel Fiorentino starb. In seinem Testament hatte er Konrad IV. zum Erben des Gesamtimperiums bestimmt und Manfred wurde Stadthalter des sizilianisch- italienischen Staates. Die römische Kirche sollte weiterhin ihre Besitzungen zurück erhalten, falls sie ihrerseits die Rechte des Imperiums anerkannte.

Friedrich wurde im Dom zu Palermo neben seinem Vater Heinrich VI., seiner Mutter und seiner ersten Ehefrau beigesetzt.

 

TEIL B:

FRIEDRICH II. UND DEUTSCHLAND:
SCHWÄCHUNG DER STAATLICHEN LEISTUNGSFÄHIGKEIT DEUTSCHLANDS


I. Kindheit und Jugend Friedrichs ? Die Entstehung einer unzertrennlichen Liebe zu Sizilien, fernab von deutschen Einflüssen


Es ist von enormer Wichtigkeit, eine genaue Betrachtung der Verhältnisse und Umstände zu Zeiten der Geburt Friedrichs sowie der Kindheit und Jugend Friedrichs zu führen. Dies ermöglicht erst das Verständnis von Friedrichs Handlungen und Ansichten, speziell im Bezug auf Deutschland. Friedrich fand nie besonderes Interesse an Deutschland, er nahm billigend Verschlechterungen hin, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Eine Erklärung für dieses Verhalten, eines eigentlichen Angehörigen des staufischen Hauses, findet sich in dieser zeitlichen Periode, der Kindheit und Jugend Friedrichs.


1. Die Katastrophe von 1197: Tod Heinrichs VI. und der Zusammenbruch der Sizilienherrschaft

Zur gleichen Zeit als Friedrich geboren wurde, eroberte sein Vater, Kaiser Heinrich VI, das Königreich Sizilien. Erst durch diesen Erben schienen die weit ausgereiften Pläne Heinrich VI. einer Neufundierung der kaiserlichen Gewalt, die Deutschland und das unteritalienische-sizilianische Reich mit fester Klammer umfassen sollte, eine sichere Basis zu erhalten. Mit Hilfe des erbeuteten sizilianischen Schatzes sollten die Fürsten für die Wahl seines Sohnes zum römischen König gewonnnen werden.
Zu diesem Zeitpunkt schien es um das Staufergeschlecht und der Zukunft des Deutschen Reiches durchaus gut bestellt zu sein, bis Heinrich während seinen Vorbereitungen zum Kreuzzug an Dysenterie sowie Malaria erkrankte und am 28. September 1197 starb. Der Historiker Karl Hampe nennt den frühen Tod Heinrichs VI. "die furchtbarste Katastrophe der mittelalterlichen Geschichte Deutschlands"1. Der Tod des Vaters bedeutete für den noch nicht Dreijährigen eine grundlegende Veränderung aller seiner Aussichten und seines zukünftigen Werdegangs.
Heinrich war sich seines nahenden Todes sowie der Folgen bewusst. Anstatt ein Reich ungeheurer Machtfülle einem erwachsenen Sohn übergeben zu können, hinterließ er das Erbe noch unverwirklichter Pläne einer Frau und einem Kind, "in einer von tödlichen Hass bestimmten Umwelt"2. Folglich versuchte Heinrich wenigstens für seinen Sohn den Status quo zu sichern und ihm auf diese Weise die Zukunft offen zu halten, woraufhin er in den letzten Tagen seines Lebens bestrebt war, die Feinde versöhnlich zu stimmen. Heinrich sah die mächtige Position voraus, die die Kirche in Sizilien nunmehr erlangen würde und gab, um ihren Widerstand gegen die Nachfolge seines Sohnes zu entkräften, in seinem Testament allen Forderungen des Papstes nach, die er bisher abgelehnt hatte. "Ja, er ging sogar so weit, die Kurie zur Erbin des Königreichs Sizilien einzusetzen, falls Friedrich ohne Nachkommen sterben sollte"3. Unsicher waren die Verhältnisse auch in Deutschland. Zwar hatte die Fürsten den jungen Friedrich zum König gewählt, aber gekrönt war Friedrich, der im fernen Sizilien lebte, noch nicht. 


2. Konsequenzen für die Zukunft Friedrichs 

Auf Grund dieser Entwicklung sollten nun zwei entscheidende Ereignisse die vorerst endgültige Trennung Friedrichs von Deutschland verursachen. 
Das erste Geschehen zeigt wiederholt die Tatsache, dass wenige Tage den Gang der Geschichte verändern können. "Heinrichs Bruder Philipp, Herzog von Tuszien, konnte sich nur unter Lebensgefahr aus Montefiascone retten, wo er sich aufhielt, um Friedrich zur Krönung zum römischen Kaiser nach Deutschland zu bringen, da sich an vielen Orten massive Volksaufstände gegen die deutschen Herren entwickelt hatten."4 Wäre die Nachricht vom Tode seines Vaters auch nur wenige Tage später bekannt geworden, so hätte sich Friedrich bereits in der Obhut seines Onkels in Deutschland befunden und wäre dort als deutscher Fürst erzogen worden. Statt dessen wurde er nach Palermo gebracht und wuchs als der normannische König des sizilianischen Königreiches auf. Hätte Friedrich, als deutscher Fürst erzogen, die Nachfolge im Kaiserreich angetreten, so wären seine politischen Ziele, vor allem im Bezug auf Deutschland, und sein gesamter Werdegang mit hoher Wahrscheinlichkeit völlig anders gewesen.
Die endgültige Abschottung Friedrichs von Deutschland sollte sich abzeichnen, als die verwitwete Kaiserin Konstanze, "die als Normannin fühlte"5, Friedrich nach Palermo bringen ließ, wo er am Pfingsttag des Jahres 1198 zum König von Sizilien gekrönt wurde und dem deutschen Einfluss, d.h. in erster Linie dem Zugriff der Deutschen unter der Führung Markwards von Annweiler, entzogen werde sollte. Letztere hofften im Namen des Reiches über Sizilien herrschen zu können, doch sie hatten ihre Rechnung ohne die klarsehende Konstanze gemacht, welche nach dem Tod ihres Manne sofort die Zügel der Macht an sich riss und bestrebt war, sich mit dem sizilianischen Adel auszusöhnen und Sizilien als normannisches Königreich wiederherzustellen, seine Unabhängigkeit zu sichern und die Erbfolge ihres Sohnes zu bewahren. Sie wusste allerdings, "dass sie und das Kind einen mächtigen Beschützer brauchten, wenn sie auch nur überleben - geschweige denn herrschen - wollten"6, so schickte sie eine Delegation zum Papst mit der Bitte, die Rechte ihres Sohnes auf die Thronfolge anzuerkennen, indem er der Krönung Friedrichs zustimmte. Papst Cölestin III. zog aus ihrer verzweifelten Lag großen Nutzen und nötigte ihr harte Bedingungen auf. Sie wurde unter anderem gezwungen ihr Königreich als päpstliches Lehen anzuerkennen und einen jährlichen Tribut von tausend scifati zu entrichten. Alle Forderungen wurden von Konstanze akzeptiert und es folgte die erwähnte Königskrönung Friedrichs. Auf Grund der daraus resultierenden Macht des Papstes über Konstanze und das Königreich, musste sie den Intentionen der päpstlichen Politik folgen, die eine Umklammerung der Mitte Italiens über alles fürchtete (siehe obere Karte) und infolgedessen auf Friedrichs deutsches Königtum, das ja die Anwartschaft auf das Imperium beinhaltete. "In [den] Urkunden [Friedrichs] fehlte fortan der Titel eines Rex Romanorum, vielmehr weisen die auf seinen Namen ausgestellten Diplome das Gepräge und die Intitulatio der Normannenurkunde auf: Rex Siciliae, ducatus Apuliae et principatus Capue. Und als Sizilianer wuchs der junge König auch auf."7 


3. Von Deutschen gedemütigt - von Sizilianern ernährt

Am 27. November 1198 starb Konstanze an einer schweren Krankheit, worauf nach den Bestimmungen ihres Testamentes, der noch nicht vierjährige Friedrich ein Mündel des Papstes wurde. Nach ihrem Tod und dem Wegfall ihrer Autorität wurde die Lage in Sizilien noch verhängnisvoller. Deutsche und päpstliche Truppenführer und Legaten, einheimische Barone und sizilianische Sarazenen stritten um die Macht. In den Wirren dieser Jahre war das königliche Kind hilfloser Spielball der rivalisierenden Gruppen; die Quellen sprechen vom "Lamm unter Wölfen"8.
Im Jahre 1201 fiel Palermo zusammen mit dem König Friedrich in die Hand des deutschen Heeres geführt von Markward von Annweiler. "In dieser an Demütigung reichen Zeit litt der heranwachsende König"9. Ein Mensch vom staufischen Geschlecht, auch wenn er sich diesem Geschlecht nicht mehr angehörig fühlte, wurde von seinen eigentlichen Landsmänner gefangen genommen und gedemütigt. In dieser Zeit, von Markward völlig vernachlässigt, litt Friedrich auch materielle Not. Oft fehlte es ihm an dem Nötigsten, so dass gutmütige palermitische Familien sich seiner annahmen und ihm zum Essen abwechselnd aufnahmen.
Aus psychologischen Betrachtungsperspektiven wäre es völlig verständlich, dass sich für ein junges Kind, wie Friedrich es zu dieser Zeit noch war, eine klare Wertvorstellung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufbauen konnte, denn unter Deutschen litt er, aber sizilianische Menschen versorgten ihn. Friedrich unterschied schon sehr frühzeitig ganz genau "zwischen Getreuen und Ungetreuen, zwischen Guten und Schlechten"10.

In Betrachtung der erläuterten Kindheit und Jugend Friedrichs, findet sich deutlich die Ursache für Friedrichs zukünftige Politik, die vorsichtig formuliert, nicht den eigentlichen Erwartungen aus deutscher Sicht entsprechen konnte.



I. Die Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit, während des ersten Aufenthalt im Land seiner Vorfahren


Nach der Erläuterung der Ursachen für Friedrichs gleichgültige Haltung gegenüber Deutschlands, wird nun der Prozess einer Schwächung der staatlichen Leistungsfähigkeit, das Resultat aus Friedrichs Kindheit und Jugendjahren fernab von deutschen Einflüssen, im Bezug auf Deutschland detailliert erläutert. Es folgt eine genaue Beschreibung seiner Etappen: von den Beweggründen für die erste Reise nach Deutschland über den Ausbau seiner Stellung in Deutschland bis hin zur Kaiserwahl Friedrichs II.. 


1. Die Gefahr durch Kaiser Ottos IV. und die Folgen für Friedrich

Die Zustimmung des Papste für die Wahl Ottos zum Kaiser konnte sich dieser nur durch die Befolgung der Bedingung, dass er keinerlei Anspruch auf das Königreich Sizilien erheben würde, erlangen. Allerdings plante Otto, seine Herrschaft auf das gesamte Reich Barbarossas (Friedrich I) auszudehnen, indem er, ungeachtet seinem dem Papst gegebenen Wortes, beschloss, sich des Königreichs zu bemächtigen. Innerhalb kurzer Zeit befand sich der gesamte festländische Teil des sizilianischen Reiches in seiner Hand. Als sich Otto im September 1211 anschickte, von Kalabrien aus auf die Insel überzusetzen, war Friedrichs Herrschaft dem Zusammenbruch nahe.
Er war bereit alles für sein geliebtes sizilianisches Königreich zu opfern. Er bot "dem Welfen [an,] die staufischen Rechte in Schwaben als Preis für einen Verzicht auf die Eroberung Siziliens zu übertragen"1. Es offenbart sich eine eindeutige Wertigkeit des Landes für Friedrich und die Wichtigkeit des "deutschen Bodens seins Hauses" stand in keinem Verhältnis zu seinem geliebten Sizilien.
Die Gründe waren offensichtlich und aus einer objektiver Sichtweise einhellig nachvollziehbar (siehe Teil B/I - Geburt und Kindheit Friedrichs - die Entstehung einer unzertrennlichen Liebe zu Sizilien), denn bisher betrat er noch nicht einmal deutschen Boden. Doch dieses Angebot Friedrichs soll die Beweislage unterstützen, dass ihm Deutschland relativ unwichtig war und teilweise nur als Mittel zum Zweck diente, dem Aufbau und Erhalt des sizilianischen Königreichs. Dies wird sich im weiteren Verlauf der Belegarbeit noch deutlicher offenbaren.

Otto nahm das Angebot von Friedrich nicht an und setzte seinen Eroberungszug weiter fort, doch die Rettung kam von außen. "Papst Innozenz III., der sein politisches Ziel, die dauernde Trennung Siziliens vom Reich, auf höchste gefährdet sah, hatte dem Kaiser bereits am 18. November 1210, als er die sizilische Grenze überschritt, feierlich gebannt"2. Der Papst stellte den jungen Friedrich II. als Gegenkönig auf und eine deutsche Fürstenopposition wählte Friedrich II. zum zukünftigen Kaiser. Auf diese Nachricht hin, brach Otto IV. sein Unternehmen ab und begab sich zurück nach Deutschland - Friedrich war gerettet und wurde, dank des Papstes, wieder ins Spiel der universalen Politik gebracht. 
Friedrich war aber nur als Kaiser gewählt und noch nicht gekrönt. Seine Ratgeber und seine Gemahlin rieten ihm das Angebot für die Kaiserkrönung auszuschlagen, doch Friedrich brach mit einem kleinen Gefolge im März 1212 gegen Norden auf und stellte sich laut Walter Koch "den Bestimmungen seines Hauses"3,. Allerdings scheint dieser Beweggrund nicht mit der real existierenden Bindung Friedrichs an sein staufisches Haus Einklang zu bringen. "Friedrich selbst empfand keine Bindung an das Land seines Vaters; er war aufgewachsen unter Menschen, die allen Grund hatten, die Deutschen zu hassen und denen es wahrscheinlich gelungen war, auch in ihm ähnliche Gefühle zu wecken. Zudem hatte er eben begonnen, in seinem Königreich Ordnung zu schaffen, als die Invasion Ottos und seines deutschen Heeres es erneut in Chaos stürzte und Friedrichs Leben bedrohte. Aber gerade diese Gefahr ist es wohl gewesen, die Friedrich trotz aller gegenteiligen Ratschläge dazu bestimmte, die ihm angebotene Kaiserkrone anzunehmen. [...] Er erkannte, dass die Enttäuschung über die Zurückweisung der Kaiserkorne Ottos Stellung in Deutschland so festigen würde, dass er mit einem verstärkten Heer den Angriff auf Sizilien erneut wagen könnte." 4. 

Gewiss war dem Papst die Zustimmung der Wahl Friedrichs zum Kaiser nicht leichtgefallen, denn auch Friedrichs Erhebung konnte zur unerwünschten Vereinigung des Deutschen Reiches mit Sizilien und somit einer Umklammerung des Kirchenstaates führen. Allerdings war Friedrichs Position im Augenblick sehr schwach, schwächer als die Stellung Ottos IV., und zudem erkannte er uneingeschränkt die päpstliche Lehnsoberhoheit über Sizilien an. Doch es kam noch ein entscheidender Punkt hinzu, welcher die Befürchtungen des Papstes hinsichtlich einer Vereinigung des deutschen Reiches mit dem Königreich Sizilien zerstreuen konnte. Friedrich hatte bereits von seiner Gemahlin Konstanze von Aragon einen Sohn, Heinrich VII., wodurch die Möglichkeit für den Papst gegeben war, "die Reiche in Zukunft auf Vater und Sohn aufzuteilen" 5. Infolgedessen wurde Friedrichs wenige Jahre alter Sohn Heinrich VII. ,kurz vor der Abreise Friedrichs, auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes zum König von Sizilien gekrönt. Folglich musste der Papst nur noch Friedrich von Sizilien löslosen um sein angestrebtes Ziel zu verwirklichen.
Dies geschah auf Friedrichs Reise nach Deutschland während er in Rom einen Zwischenaufenthalt einlegte und Papst Innozenz III. traf, den er am Ostersonntag als Lehnsherrn über das Lehen Sizilien huldigen musste. Innozenz III6. zwang Friedrich, "auf den letzten Rest seines Erbes, das ihm selbst in den dunkelsten Zeiten dem Namen nach geblieben war - auf sein geliebtes Königreich Sizilien - zu verzichten."7. Friedrich musste sich folglich damit einverstanden erklären, das Königreich Sizilien an seinen kleinen Sohn abzutreten, sobald er selbst zum Kaiser gekrönt worden sei, und auf Druck des Papstes versprach er sogar, Sizilien während der Minderjährigkeit des Kindes durch einen vom Papst ernannten Regenten verwalten zu lassen. Es zeigte sich dagegen später, dass Friedrich einer Befolgung seiner dem Papst gegebenen Versprechen nicht in Betracht zog. Jedoch war seinen momentane Stellung in Deutschland einfach zu schwach, um sich den Forderungen der Kurie entgegenzustellen. 


2. Friedrichs Ankunft in Deutschland

Die somit für Friedrich gegebenen Umstände formten seine weiteren politischen Ziele maßgeblich. Die kommende Herrschaft über Deutschland ließ ihn gleichgültig, aber die Herrschaft über sein geliebtes Sizilien reizte ihn sehr, ebenso sehr die über das Heilige Deutsch-Römische Reich. Allerdings fiel die Regierungsgewalt über Sizilien an seinen Sohn, wenn Friedrich zum Kaiser gewählt wird. Dementsprechend musste Friedrich seinen Sohn zum deutschen König wählen lassen, um den Weg nach Sizilien für sich wieder frei zu haben. Diesem Vorhaben widmete Friedrich sein ganzes Engagement und schreckte auch nicht vor Verschlechterung in Deutschland zurück, um sein Ziel zu realisieren.

Kein König, der von einem neueroberten Reich Besitz ergreift, wie Friedrich in Deutschland, hätte dem Volk, über das er herrschen sollte, fremder sein können, als Friedrich von Hohenstaufen es den Deutschen war. Kein größerer Gegensatz zu dem halb orientalischen Sizilien, in dem er aufgewachsen war (siehe Teil B - Kapitel I), ließ sich denken, als dieses Land seines Vaters, dessen Wesen und Sprache ihm genau so wenig vertraut waren wie die politischen Verhältnisse.
"Die ihm von den Welfen beigelegten Namen - "der Pfaffenkönig", "Das Kind von Apulien" - geben Aufschluss darüber, was viele dieser rauen Edelleute von dem bartlosen Achtzehnjährigen, dem Protegé des Papstes, hielten, der ohne Heer gekommen war und über sie regieren wollte."8. Zumal der abgesetzte Kaiser Otto, trotz seiner Exkommunikation und Friedrichs Wahl, eine nicht geringe Unterstützung in Deutschland fand. In Anbetracht dieser Umstände schien es für Friedrich nicht einfach zu werden, seine Ambitionen und Ziele in Deutschland durchzusetzen. Jedoch gelang es Friedrich, durch seine scheinbar sehr beeindruckende Ausstrahlung9, geschickten Bestechungen und vor allem durch Zugeständnisse an die Kurie sowie den deutschen Fürsten, und der damit erlangten Unterstützung, alle seine Ziele zu realisieren. Die Frage ist jedoch, welchen Preis das deutsche Königreich für diese ehrgeizigen Pläne Friedrichs zahlen musste.


3. Beginn der Deutschland schädlichen Politik zugunsten der Umsetzung seiner Ziele 

Seinen größten und gefährlichsten Widersacher Ottos IV. konnte Friedrich systematisch in den Hintergrund drängen und zunehmend mehr deutsche Fürsten auf seine Seite ziehen. In der Schlacht von Bouvines wurde das mächtige englisch-welfische Heer Ottos IV. von dem französischen König Philipp II. August am 27. Juli 1214 geschlagen, wodurch die Kraft Ottos IV. endgültig gebrochen war. Friedrich erkannte, dass die stärkste Macht in Deutschland die Kirche war, sie besaß seit dem elften Jahrhundert mehr als die Hälfe des gesamten Grund und Bodens. Infolgedessen intensivierte Friedrich seine Werbung um die deutsche Kirche. "Er tat es zunächst, weil er eine wirksame Unterstützung brauchte, auf die er seine persönliche Stellung im Lande gründen konnte"10, die überhaupt erst die Möglichkeit für sein politisches Ziel, der Wahl seines Sohnes Heinrich zum deutschen König, darstellte.
Sein erster großer politischer Akt war die Goldene Bulle von Eger, im Juli 1213. Mit dieser Handlung beabsichtigte Friedrich, den Papst und die geistlichen Fürsten Deutschlands zu beschwichtigen. Das grundsätzliche Recht des Kaisers, bei Bischofswahlen mitzuwirken, blieb zwar erhalten, doch hat die Goldene Bulle von Eger in mancher Hinsicht dazu beigetragen, kirchliche Territorialstaaten in Deutschland zu schaffen. Das Recht der Appellation an die Kurie in kirchlichen Fragen wurde bedingungslos zugestanden, und den geistlichen Bereich überließ Friedrich fast vollständig dem Papst. Der territoriale Bestand des Kirchenstaates in Italien wurde vollends anerkannt. Mit der Goldenen Bulle von Eger und der damit verbunden umgehenden Bestätigung aller Zugeständnisse Ottos IV. an die Kurie, waren auch alle Vorteile, die Barbarossa und Heinrich VI der Kirche zugunsten der kaiserlichen Macht und demzufolge auch dem Land Deutschland abgerungen hatten, verloren. 
Dr. Roland Vocke erklärt diese Politik der Zugeständnisse unter Berücksichtigung der Tatsache, "dass sich Friedrich in erster Linie als Herrscher von Sizilien fühlte, und um sich den Rücken freizuhalten, brauchte er Ruhe in Deutschland. Dort mochten die Fürsten schalten und walten, solange er in Italien und auf Sizilien ungestört blieb"11.
Doch die Goldene Bulle von Eger war nur der Anfang einer Entwicklung, nämlich der Schaffung kirchlicher Territorialstaaten innerhalb Deutschlands, in denen die kaiserliche Autorität kaum noch Geltung hatte. Den Schlussstrich unter diese Entwicklung setzte Friedrich mit der Unterzeichnung des Privilegium in favorem principum ecclesiasticorum. "Eine Vereinbarung, die den geistlichen Fürsten weitreichende Rechte einräumte und einen königliche Einflussnahme auf geistlichen Territorien praktisch ausschaltete."12. Die Umstände und letztendlichen Auswirkungen dieses Privilegiums werden im Verlauf der Arbeit noch genauer erläutert, denn sie stellen einen wesentlichen Fakt einer gleichgültigen Politik auf Kosten der staatlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands und seiner Zukunft dar (siehe Teil B - Kapitel II/5).


4. Festigung der Stellung Friedrichs 

Im November 1214 hielt Friedrich einen Hoftag in Basel ab, nach nun mehr als zwei Jahren in Deutschland wurde es deutlich, dass Friedrich in der Zwischenzeit seinen Zielen ein gutes Stück näher gekommen war. Seine Stellung in Deutschland war gesichert und Otto war zu einem bloßen Schatten geworden. Friedrich hatte starke Verbündete, vor allem durch seine beschriebene Politik der Gewährung von geforderten Privilegien, und war soeben von seinem ersten Feldzug, gegen den Herzog von Brabant und den Herzog Limburg, zurückgekehrt.
Im Julie 1215 wurde er in Aachen zum römischen König gekrönt. Es war der Höhepunkt des ersten Abschnitts seiner Laufbahn, sowie die notwendige Vorstufe zur Erfüllung seines zweiten großes Zieles: der Krönung durch den Papst in Rom, die ihm allein das Recht geben würde, den vollen Titel Romanorum Imperator et Semper Augustus zu führen. Denn wie bereits erwähnt, reizte ihn die Herrschaft über das deutsch-römische Reich ebenso sehr wie über sein Königreich Sizilien. Die mittelalterliche Vorstellung des Reiches "mit seinen erhabenen Zielen und klingenden Titeln hatte schon immer eine fatale Anziehungskraft ausgeübt, Friedrichs italienische Herkunft und Erziehung (siehe Teil B - Kapitel I) machen es verständlich, dass das Amt des Kaisers, des Nachfolgers der Cäsaren, ihn besonders anzog"13. Er war auf dem besten Wege dieses Ziel zu erreichen, zusätzlich liebte Friedrich sein sizilianisches Königreich zweifellos und er arbeitete weiter an der Verwirklichung seines Planes, seinen Sohn Heinrich nach Deutschland zu bringen und ihn als deutschen Kaiser krönen zu lassen, "um sein sizilisches Erbreich, das während seiner Abwesenheit in Anarchie versunken war, endgültig zu unterwerfen und zugleich im Inneren neu aufzubauen."14. 
Er hatte sich nun schon eine solide Grundlage geschaffen, doch er musste seine Stellung weiter festigen und folglich kam es zu einer Handlung Friedrichs, die für viele der Anwesenden sehr überraschend kam. Während seiner Krönung in Aachen nahm Friedrich das Kreuz in die Hand und erklärte, er werde einen Kreuzzug führen, um die Heiligen Städte von den Ungläubigen zu befreien. "Ein Schachzug der bei den Leuten ankam. In Deutschland war Friedrich nun ein gemachter Mann."15.
Mit dieser gefestigten Stellung in Deutschland, konnte Friedrich durch das Gelübde einen triftigen Grund nennen, seinen Sohn Heinrich nach Deutschland bringen zu lassen, unter dem Vorwand, seine Nachfolge wenigstens in dem angestammten Herzogtum Schwaben zu sichern, falls er während des Feldzuges sterben sollte. Dies zeigte deutlich, welche Wege Friedrich gehen würde, um seinen Plan durchzusetzen. Aber dieses Vorhaben musste für den Papst das Schreckengespenst der Vereinigung Siziliens mit dem Reich heraufbeschwören. Aus diesem Grund versprach Friedrich am 1. Juli 1216 das Königreich Sizilien endgültig seinem Sohn Heinrich zu übergeben, sobald er in Rom zum Kaiser gekrönt worden war. Vierzehn Tage später starb Innozenz. Und schon kurze Zeit später ließ Friedrich seine Gattin Konstanze und seinen Sohn Heinrich, entgegen dem geleisteten Versprechen, nach Deutschland kommen und übertrug Heinrich das Herzogtum Schwaben.

Langsam verschwand Heinrichs Name von den sizilianischen Staatsurkunden, während Friedrich ihn in Deutschland so stark wie nur möglich in den Vordergrund rückte. Im Laufe der nächsten vier Jahre kannte Friedrich nur ein politisches Ziel, dem er alles andere opferte: Die Wahl Heinrichs durchzusetzen. Georgina Masson begründete diese Politik Friedrichs wie folgt: "Er wird sich vielleicht schon damals gesagt haben, dass die Neigung zur Dezentralisierung in Deutschland zu stark sei, als dass er sie noch aufhalten könnte, und es also besser sei, die grundsätzliche Frage von Heinrichs Nachfolge zu regeln; damit gewann er selber Freiheit, die größeren Ziele des Reiches zu verfolgen und das sizilische Königreich neu zu ordnen."16. 
Hierbei zeigt sich ein erneuter Beweis für Friedrichs relativ gleichgültige Einstellung gegenüber Deutschland. Friedrichs persönliche Überzeugung, dass ein Engagement für den Aufbau einer straff zentralistischen Struktur in Deutschland nicht mehr möglich wäre, scheint zuerst im Großen und Ganzen nachvollziehbar zu sein. Bei einer genaueren Betrachtung offenbart sich jedoch, dass Friedrich für diese Entwicklung in Deutschland selbst verantwortlich war. Hatte er doch in seiner Politik für die Umsetzung seiner Ziele vor allem der Kirche Privilegien zugestanden, die den Beginn der Schaffung von Territorialstaaten in Deutschland stark begünstigten (siehe Teil B - Kapitel II/2 und 5).
Es zeigt, dass er auch jetzt nicht gewillt war, in seiner gefestigten und machtvollen Stellung, die Entwicklung in Deutschland voranzutreiben, obwohl Friedrich die dafür notwendige Stellung gegen war und ihm vor allem die politischen Grundsätze der Zentralisierung und Vereinigung der Macht überzeugten. Deutschland war ihm nicht wichtig, er liebte hingegen sein Königreich Sizilien, das sich später auch unter Friedrichs radikalen politischen Reformen zu einem zentralistischen Beamtenstaat entwickelte. Eine völlig konträr betriebenen Politik im Vergleich derer in Deutschland.

Wie sollte Friedrich auch die politische Entwicklung in Deutschland vorantreiben, wenn er von den achtunddreißig Jahren seiner Herrschaft als Kaiser nur neun in diesem Lande verbrachte (Vgl. der Anzahl von Aufenthalten Friedrich II. in Deutschland mit denen in Sizilien und Oberitalien, an Hand der linken Karte) und schließlich versuchte, "das Zentrum seiner Macht ganz nach Italien zu verlegen."17.
Schon allein aus rein organisatorischen Gründen wäre eine politische Regierungsgewalt über Deutschland, mit nur zwei Aufenthalten, nicht möglich gewesen.
Friedrich konzentrierte sich demzufolge auf seine eigenen politischen Ziele. Er musste Heinrich als König von Deutschland krönen lassen um den Weg nach Sizilien frei zu haben. Unter diesen Bestrebungen Friedrichs wurden dagegen deutsche Interessen vernachlässigt und moderne Entwicklungstendenzen, wie einer zentralistischen Staatsstruktur, aufgehoben (siehe Teil B - Kapitel III/5).
Neben dieser Vernachlässigung Deutschlands von seitens Friedrichs durch eine Politik, die auf persönliche Interessen vor allem im Bezug auf seine Königreich Sizilien beruhte, sicherte Friedrich den Fürsten, insbesondere den kirchlichen Fürsten, Rechte und Privilegien zu, die das deutsche Land, das Heimatland seiner staufischen Ahnen, weiter schwächte und sich im inneren zu zersplittern begann.


5. Die Erfüllung des Planes Friedrichs: Heinrichs Wahl zum deutschen König - Doch zu welchem Preis?

Friedrich arbeite kontinuierlich weiter an seinem Ziel, die Thronfolge in Deutschland zu sichern und seinen Sohn Heinrich zum König wählen zu lassen. Er befand sich bereits in Verhandlung mit den Fürsten, "als der Papst zu Anfang des Jahres 1219 Verdacht geschöpft hatte"18, dem er in einem Brief an Friedrich Ausdruck gab. Nach diversen Briefwechsel mit dem Papst, in denen er zunächst sein Versprechen gegenüber Innozenz Wiederholte, das Königreich Sizilien seinem Sohn zu übertragen und einen Verweser zu bestellen, der bis zu Heinrichs Volljährigkeit regieren sollte. Später jedoch, verfasste er einen Brief, indem er sich offen zu seinen Zielen bekannte: "Dennoch erwarten Wir noch mehr von Eurem guten Willen und vor der Treue, die Wir der Kirche und Euch erwiesen haben; Wir hoffen, wenn Wir vor Euer Angesicht treten, von Eurer Heiligkeit einen günstigen Ausgang für Unsere Forderung, das Königreich Sizilien zu Unseren Lebzeiten für Uns zu erhalten."19. Eine eindeutige Bestätigung der wirklichen Ziele Friedrichs Politik in Deutschland. 
Der Brief wurde jedoch zeitlich so abgeschickt, dass er zu der Zeit in Frankfurt ankam, als Heinrich zum deutschen König am 23. April 1220 gewählt wurde. Dies war lediglich ein diplomatischer Trick seitens Friedrich, um dem Bericht, den er später dem Papst gab, größere Wahrscheinlichkeit zu verleihen. Darin beteuerte Friedrich die Wahl sei ohne sein Wissen und ohne seinen Wunsch, sozusagen als spontane Äußerung der Zuneigung und Dankbarkeit der Fürsten erfolgt und außerdem benötigte er einen Vertreter in Deutschland während des kommenden Kreuzzuges. Jedoch diese Zustimmung der Fürsten, insbesondere der geistlichen Fürsten, "erkaufte sich Friedrich durch die sogenannte Confoederatio cum principibus ecclesiasticis"20, drei Tage nach der Wahl, am 26. April 1220. Wie bereits erwähnt setzte Friedrich mit diesem Privilegium den Schlussstrich unter eine Entwicklung, die mit der Goldenen Bulle von Eger angefangen hatte, nämlich die Schaffung kirchlicher Territorialstaaten innerhalb Deutschlands, in denen die kaiserliche Autorität kaum noch Geltung hatte. Das Privilegium wurde angeblich gewährt, um Missbräuche abzustellen, welche sich in der Vergangenheit in die Beziehung zwischen Kirche und Kaiser regelnden Gesetze und Sitten eingeschlichen hatte. In Wirklichkeit ging es weit darüber hinaus und gewährte der Kirche viele zusätzliche Rechte. Die geistliche Fürsten durften selber Geld drucken, Zölle und Abgaben erheben sowie über ihren Nachlass nach freuen Willen verfügen.
Das Privilegium umfasste ebenfalls eine große Anzahl von Gesetzen und Verordnungen, die alle Rechte der Kirche im Bezug auf Grundeigentum, Besteuerung und die Beziehung zum Herrscher legalisierten. Die letztendlichen Auswirkungen dieser Confoederatio cum principibus ecclesiasticis waren so weitreichend, da sie den einzelnen Fürsten große Machtbefugnisse zusicherte, "daß man sagen kann, die Zersplitterung Deutschlands in Fürstentümer habe mit dem 26. April 1220 begonnen. Das war der Preis, den Friedrich für Heinrichs Wahl zahlen musste."21.

Das Privilegium ist ein Beweis für eine Politik seitens Friedrichs, die von einer Gleichgültigkeit über die Stärke und die zukünftigen Entwicklung Deutschland geprägt war. Friedrich gelang es schließlich, sich für die Durchführung seiner imperialen Ziele und vor allem für die Rückkehr nach Sizilien den Weg frei zu machen, dessen einstiges Hindernis, sein Sohn der zukünftige König von Sizilien, nun überwunden wurde und zukünftig als deutscher König, folglich nicht mehr als sizilianischer Herrscher, regierte. Den Preis für diese Wahl, der Beginn der Zersplitterung Deutschland in später souveräne Einzelstaaten, sollte die weitere Entwicklung Deutschlands für die nächsten 650 Jahre entscheidend prägen. Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches unter Bismarck 1871 wurde die Zersplitterung Deutschlands durch ein geeintes Land aufgehoben.


Am 22. November 1220 erlangte Friedrich aus der Hand Papst Honorius' III. die Kaiserkrone. Er war jetzt der gesalbte Kaiser und hatte dazu noch sein Königreich Sizilien behalten. "Die Früchte des Planens und der diplomatischen Kunst von acht Jahren vielen ihm jetzt zu."22. Nach der Krönung konnte es Friedrich kaum erwarten, in sein geliebtes Königreich Sizilien zurückzukehren, dass er fast verloren hätte. 



III. Friedrichs Rückkehr nach Deutschland - Der Vater/Sohn Konflikt


Friedrich sollte nur noch einmal deutschen Boden für eine kurze Zeit - 1235/36 und 1237 betreten, um seinen Sohn Heinrich zu unterwerfen. Zunächst werden die Gründe für die unterschiedliche Politik Heinrichs VII. und Friedrichs II kurz erläutert, denn sie führten zu einem Konflikt, der die letztendliche Hoffnung auf eine Stärkung der staatlichen Leistungsfähigkeit, durch eine zentralistischen Staatsführung, zunichte machte . 


1. Friedrichs Sohn Heinrich VII. - Nur sein politisches Machtinstrument?

In dem vorherigen Kapitel wurde die Bedeutung Heinrichs VII. für die Umsetzung der Ziele Friedrichs detailliert erläutert. Es zeigte sich offensichtlich, dass Friedrich seinen Sohn für die Realisierung seiner Pläne rücksichtslos benutzte.
Friedrich schrieb selbst: "Wir alle - Kaiser und Papst, Bischöfe und Fürsten - trieben mit ihm unser Machtspiel von seiner Wiege bis zur Bahre. Er lag noch in den Windeln, als ich ihn 1212, vor meinen Aufbruch nach Deutschland, auf dringenden Wunsch des Papstes zum König von Sizilien krönen mußte. Anders hätte Innocenz III. nichts dazu getan, mich gegen Otto als neuen deutschen König inthronisieren zu lassen. [...] Heinrich war erst neun Jahre alt, und darum beschwerte ihn unsere erste Degradierung seiner kleinen Seele zum Spielmaterial um die Macht in Europa noch nicht. Als sein Bewußtsein einzusetzen begann, anno '16 [Bezogen auf die Jahreszahl; nicht seines Alters), ließ ich den damals Fünfjährigen nach Deutschland bringen, nicht aus Sehnsucht nach ihm und väterlicher Liebe, sondern aus politischen Kalkül"1, nämlich der bereits erwähnten Absicht Friedrichs, Heinrich zum deutschen König wählen zu lassen. Friedrich offenbarte weiter: "Die Königswahl war gewiß ein neuer Missbrauch des Kindes Heinrich."2. Dieser Missbrauch seines eigenen Sohnes wurde natürlich auch Heinrich später bewusst. Zusätzlich wuchs Heinrich "bei zuverlässigen Dienern des Hauses der Hohenstaufen auf"3, und lernte seinen Vater eigentlich nie richtig kennen, da Friedrich um seiner ehrgeizigen Pläne willen, Heinrich verließ. Eine zukünftig differente Politik war folglich vorprogrammiert.


2. Vernichtung der Hoffnung einer positiven Wende für Deutschlands zukünftige Entwicklung

Während Friedrich in seinem Erbreich einen zentralisierten Einheitsstaat geschaffen hatte, war die Entwicklung in Deutschland geradezu umgekehrt verlaufen, wozu Friedrich einen gehörigen Anteil geleistet hatte (siehe Teil B - Kapitel II). Jedoch sah Friedrich "die deutsche Frage hauptsächlich im Zusammenhang seiner gesamten Politik"4. Um seine Macht über die Apenninhalbinsel auszudehnen und das Papsttum und die operitalienischen Städte in Schach halten zu können, brauchte er die Hilfe oder zumindest die wohlwollende Neutralität der deutschen Fürsten.
Sein Sohn Heinrich VII. dagegen, der 1228 als Achtzehnjähriger die Regierung in Deutschland übernommen hatte, sah die Verhältnisse naturgemäß vom Standpunkt der deutschen Krone, und so gab er seiner Politik von Anfang an eine fürstenfreundliche Richtung. Unterstützung suchte und fand er bei den Gegnern der Fürsten, nämlich den Städten und dem niederen Adel, die beide in ihrer freien Entfaltung von dem erstarkten Landesfürstentum gehemmt, ja bedroht wurden. Hans Martin Schaller beurteilte Heinrichs Politik, als eine "in ihrem Grundzügen wohl richtige Politik, die vielleicht auch die innerdeutsche Entwicklung wenden hätte können."5. Unterstützt durch den DTV Atlas Geschichte, in welchem die Verfasser eine Politik Heinrichs darstellten, die "eine Stärkung der kaiserlichen Rechte durch Ministerialen und den Städten"6 vorsah.
Die Stärkung kaiserlicher Rechte in Deutschland, ist gleichsam mit der Stärkung Deutschlands zu verstehen. Doch das Scheitern dieser Politik Heinrichs lag nicht so absolut, wie nach Hans Martin Schaller, an Heinrichs "schwächlichen und planlosen Aktionen, die ihn dazu zwangen, im Mai 1231 auf dem Hoftag in Worms, das sogenannte Statutum in favorem principum zu erlassen"7. Obwohl der Zeitpunkt, in welchem man in Deutschland noch gegen das Fürstentum regieren konnte vorbei war, hätte eine Unterstützung Heinrichs Politik seitens Friedrichs durchaus die Wende bringen können. Aber Heinrich "fand bei seinem Vater keinen Rückhalt"8, da letzterer den Frieden in Deutschland für seine eigenen politischen Interessen benötigte.
Durch diese ausbleibende Unterstützung zwangen die Fürsten Heinrich zum Nachgeben. Und nun erhielten auch die weltlichen Fürsten die gleichen Rechte, wie die geistlichen bereits 1220 in der Confoederatio cum principibus ecclesiasticis erhalten hatten.

Friedrich versuchte zwar, das für die damalige Zeit moderne Staatssystem Siziliens teilweise auf Deutschland zu übertragen und erreichte auch einige wichtige Maßnahmen, wie die Verkündung eines Landfriedensgesetzes und die Beendigung des staufisch-welfischen Konflikts, aber die verhängnisvollen Privilegien, die Friedrich 1220 und 1232 den Fürsten zugute kommen ließ, machten es für die Zukunft unmöglich, "dem deutschen Volk denselben nationalen Staat zu schaffen, den die meisten seiner Nachbarn damals wenigstens in den Grundlagen errichten konnten"9.

Nachdem Friedrich 1232 den Statutum in favorem principum bestätigte, empörte sich sein Sohn Heinrich gegen den Kaiser und handelte unüberlegt reaktionär. Er verbündete sich mit den lombardischen Städten und daraufhin rüstete sich Friedrich zu einem Zug nach Deutschland, um die drohende Gefahr abzuwenden. Friedrich siegte über seinen Sohn und hielt ihn in harter Haft, bis Heinrichs Leben 1242 durch Selbstmord endete.


IV. Resümee


Die Frage, ob man eine Bewertung der Politik Friedrichs nicht aus der Perspektive sizilianischer Interessen sowie deutscher Interessen tätigen sollte, ist im Grund richtig. Doch gerade im Bezug auf Friedrich II. von Hohenstaufen, einem Angehörigen des staufischen Geschlechts, war eine Politik zugunsten staufischer, somit deutscher Interessen, im Grunde vorausgesetzt. Und Friedrich kam diesen Verpflichtungen für sein Haus in einem nur sehr geringen Maße nach. Unter ihm war zwar das deutsch-römische Reich wieder aufgeblüht, doch das Kernland der Staufer, Deutschland musste unter Friedrich herbe Rückschläge in seiner staatlichen Entwicklung hinnehmen, die den Verlauf der deutschen Geschichte deutlich prägten.
Erklärlich ist diese Politik Friedrichs nur durch seine Kindheit und Jugend. Er war als Sizilianer aufgewachsen, fühlte und lebte demzufolge auch wie ein Sizilianer. Sizilien war das luxuriöseste und kultivierteste Land in Europa, dass im Vergleich mit Deutschland besonders barbarisch erschienen sein musste. Außerdem wurde seine unzertrennliche Liebe zu Sizilien sicherlich nicht durch die Demütigung der deutschen Soldaten Markwands von Annweiler und der beinahe Invasion der deutschen Truppen Ottos gemildert. 
Das sizilianische Königreich erlebte unter Friedrich eine Blütezeit enormen Ausmaßes. Sein Erbkönigreich stärkte er, durch den Aufbau eines Staates zentralistischer Struktur, in der staatlichen Leistungsfähigkeit gegenüber dem kraftzersplitternden Lehnswesen. Eine moderne Entwicklung, die er in Deutschland für die Durchsetzung eigener politischen Ziele opferte. 
So bedeutete ihm Deutschland nie wirklich etwas und das kennzeichnete auch seine rücksichtslose Politik auf Kosten der staatlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands.

TEIL C:

QUELLEN - UND LITERATURVERZEICHNIS

I. Quellenverzeichnis


Allgemeine Darstellungen zur Geschichte

1) Dtv-Atlas Weltgeschichte: Von den Anfängen bis zur französischen Revolution. 33. Auflage (München 1999).
2) Chronik Verlag (keine Angabe über die Autoren): Chronik der Deutschen. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage (Gütersloh/München 1995).
3) Naumann & Göbel (keine Angabe über die Autoren): 2000 Jahre - Eine Chronik. (Düsseldorf 1999)
4) Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001 [Computersoftware]. Version "Plus". Redmond, WA 1993-2000.
5) Meyers Lexikonredaktion (Herausgeber): Schüler Duden - Die Geschichte. 3., überarbeitete und Auflage (Mannheim; Leipzig; Wien; Zürich 1996).


Gesamtdarstellungen zum Mittelalter

1) Schnith, Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbilder - Von den Karolingern zu den Staufern. In Zusammenarbeit mit Wilfried Hartmann, Eduard Hlawitschka, Walter Koch. (Wien 1990). 
2) Stern, Leo Prof. Dr. Dr. h. c. mult.: Deutschland in der Feudalepoche von der Mitte des 11. Jh. bis zur Mitte des 13. Jh. 2., überarbeitete Auflage (Berlin 1964)


Darstellungen zur Geschichte der Staufer

1) Pleticha, Heinrich (Hg.): Deutsche Geschichte. Die staufische Zeit 1152-1254. Autoren dieses Bandes: Werner Dettelbacher, Manfred Firnkes, Johannes Glanz, Siegfried Grisshammer, Dr. Horst Hübel, Dr. Günter Merwald, Dr. Werner Meyer, Dr. Hanswernfried Muth, Prof. Dr. Heinrich Pleticha, Margarete Schwind, Winfried Stadtmüller, Dr. Roland Vocke. Band 3 (Gütersloh 1982).
1) BBC WORLDWIDE: Geheimnisvolle Welt - Das Mittelalter. Teil 5 Der Gigant auf den Thron - Friedrich II.. Videodokumentation in Kooperation des BBC WORLDWIDE und des Süddeutschen Rundfunks. (Veröffentlichungsdatum ungekannt)


Darstellungen über Friedrich II.

1) Masson, Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen. Eine Biographie. Aus der englischen Originalausgabe ("Frederick II of Hohenstaufen. A Life") übersetzt von Irmgard Kutscher. (Hamburg 1991).
2) Schaller, Hans Martin: Kaiser Friedrich.: Verwandler der Welt. (Zürich: 3. Auflage 1991).
3) Stern, Horst: Mann aus Apulien. Die privaten Papiere des italienischen Staufers Friedrich II., römisch-deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott, über die wahre Natur der Menschen und der Tier, geschrieben 1245-1250. (München 1986).
4) Hampe, Karl: Aus der Kindheit Kaiser Friedrichs II. (Ort unbekannt, 1901).
5) Stürmer, Wolfgang: Friedrich der echte Kyffhäuser, in: Berliner Zeitung, Ausgabenummer unbekannt, 13.12.2000, Seite 21
6) Leifer, Hans - Ulrich: Friedrich II. von Hohenstaufen. Internetpublikation - http://www.leider-rektor.de/Friedrich.htm (Siebziger Jahre).
7) Deutsche Geschichte: Die Zeit der Staufer (unbekannter Autor). Internetpublikation - http://www.geocities.com/Athens/7765/history/deges.htm (Veröffentlichungsdatum unbekannt).

 

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